Graveyard Shift

Die Leute der Nachtschicht sind längst schon vor Ort.
Der letzte Bus fuhr und sie sprangen von Bord.
Nun sitzen sie müd in der dunklen Kantine,
in trotzigem Schweigen, mit steinerner Miene,
mit hängenden Schultern, den Kopf tief gesenkt,
auf hölzernen Stühlen, verdreht und verrenkt.
Sie warten in Stille. Der Snack-Automat
setzt brummend Akzente. Der Kaffee schmeckt fad.

Jeder wartet, dass die Nachtschicht startet.
Was sagt die Zeit? Noch ist´s nicht soweit …

Die Leute der Nachtschicht sind grimmig und hart.
Noch sammeln sie Kräfte. Bald sind sie am Start.
Ach wäre es herrlich, herrscht´ Schweigen im Raum!
Doch nein: einer schwafelt und stört diesen Traum.
Gemurmel wird lauter. So mancher erwacht,
erhebt sich vom Tische. Nun wird gar gelacht,
geplaudert, gegessen, denn allen ist klar:
in 30 Minuten ist Frieden dann rar.

Jeder wartet, dass die Nachtschicht startet.
Die  Zeit ist ran – und das Licht geht an.

Katrin Kutsche (Februar 2017)

Drei Last-Minute-Weihnachtsgedichte

Letztes Jahr begann einer meiner Cousins, nur Minuten vor der Bescherung an Heiligabend hektisch im Internet nach kurzen Weihnachtsgedichten zu suchen. Knecht Ruprecht stand quasi bereits vor der Tür und drohte mit der Rute! Gar keine schlechte Idee also, etwas Passendes in petto zu haben. Hier nun drei kleine Vorschläge für all jene, die mal wieder vergessen haben, sich in angemessener Weise auf den Besuch des Weihnachtsmannes vorzubereiten.

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Die Perlen des Herrn Pinguin

Herr Pinguin in uns´rer Stadt
´nen Schlag bei reichen Ladys hat.
Er hat ein Händchen fürs Perlen polieren,
die junge, wie alte Damen so zieren.
Stundenlang ist er beschäftigt,
„Sorgfalt ist wichtig.“, wie er bekräftigt.
Stets ist seine Arbeit ta-del-los –
im Polieren ist der Mann im Frack ganz groß.

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Wir shoppen.

„Darling. Schau: das Oberteil.
Ist es nicht echt affengeil?“
fragt meine Freundin und ich nicke,
womit ich sie gleich sehr entzücke.
„Los. Da geh‘n wir morgen rein.
Ein wenig shoppen wär´ doch fein!“

Gesagt. Getan. Ab zur Boutique.
Die Größe stimmt – ach, welch ein Glück.
Sie zieht sich aus, dann wieder an …
Steht ihr das Teil? Sie fragt den Mann.
Per Smartphone wird ein Bild versandt.
Schon wird ihr Auge neu gebannt.

„Wir shoppen schließlich!“ sagt ihr Blick.
Ich trete einen Schritt zurück.
Sie macht mir Angst, ich schau mich um.
„Hm. Dieses Kleid ist gar nicht dumm“,
find ich sofort und nehm´s vom Ständer,
wie noch drei weitere Gewänder.
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Blindlings

Heut wollte ich nur in die Stadt,
um Bastelkram zu kaufen.
Auf einmal sah man mich jedoch
fast blind im Kreise laufen.

Ein Tick war schuld, ein kleiner Griff,
mir selber einerlei.
Der Brille passte das halt nicht.
Sie brach spontan entzwei.

Die Einzelteile in der Hand
stand ich verdattert da.
Ich bat um Hilfe und Ersatz
im Laden, der ganz nah.

Oh Hörgeräte-Superkleber –
bitte mach´ nicht schlapp!
Die neue Brille hol´ ich wohl
erst in acht Tagen ab.

Katrin Kutsche (Januar 2016)